Frauen kennen es genau, beim Shoppen sehen sie Schuhe, die einfach nur toll sind: einmalig, modern, schick und supertrendig, farblich passend zur Garderobe. Die müssen es sein, obwohl sie extrem hochpreisig sind und beim Gehen an der ein und anderen Stelle drücken oder fies reiben. Nicht etwa weil sie neu sind und erst eingelaufen werden müssen, sondern weil sie einfach nicht zu uns, zu unserem Fuß, zu unserer Gangart und letztlich in unseren Alltag passen.
Aber wir sind ja leidensfähig und die erste Schmerzwarnung beim Probieren des edlen Stücks wird einfach ignoriert. „Die geben beim Tragen noch nach“, bestätigt uns die Verkäuferin, wohl wissend, dass dem nicht so ist. Der tolle Anblick jedoch und die damit verbundene Illusion, der Schmerz wird schon irgendwie mit der Zeit weichen oder zu ertragen sein, beseitigen die letzten Zweifel. Also investieren wir in schicke, teure, drückende Schuhe, die sich eher zum Sitzen als zum Gehen eignen und die niemals bequem sein werden. In denen wir nichts als Schmerz empfinden und den innigen Wunsch, sie möglichst rasch wieder auszuziehen. Die bei jeder Gelegenheit vom Fuß gestreift werden und nach kurzer Zeit ihr Dasein nur noch im Schuhschrank fristen. Damit jedoch nehmen sie Platz weg für besser passende, superbequeme, herrlich angenehm zu tragende Wohlfühlschuhe. Irgendwann werden die schicken, aber nervigen Dinger zur Schuhsammlung gegeben oder in den Müll geschmissen. Warum haben wir die überhaupt gekauft? Ein rational unverständlicher und zudem noch maßlos überteuerter Fehlkauf! Sind wir nun mit besserem Wissen gerüstet, der nächsten Versuchung zu widerstehen? Wer weiß…?
Nicht, dass unpassende Schuhe direkt mit „unpassenden“ Menschen vergleichbar sind. Aber im Grunde ist es mit Menschen ähnlich. Entweder passen sie zu uns, bereiten uns Freude, sind mit uns auf einer Wellenlänge und sie sind eine echte Bereicherung fürs Leben. Man kann sich auf sie verlassen, der Kontakt zu ihnen gestaltet sich einfach, man hört regelmäßig voneinander, man trifft sich, alles ist echt, man hat keine Zweifel am anderen. Oder der Kontakt und das Miteinander gestalten sich schwierig wie das Gehen mit drückenden Schuhen. Es bleibt die Wahlfreiheit, mit wem man sich umgibt. Und der Verzicht auf derartige Zeitgenossen sowie die Erkenntnis, dass man das eigentlich schon vorher – wie bei den drückenden Schuhen – spürte und wusste. Nur gut, dass es auf dieser großen Welt andere und besser passende Schuhe und Menschen gibt.
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