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Spendenzeit

Gerade in der Vorweihnachtszeit haben sie Hochkonjunktur, die allgegenwärtigen Spendenaktionen. Initiiert von Presse, Funk und TV und begleitet durch die bekannten großen Hilfsorganisationen. Gerne wird an unsere Mildtätigkeit appelliert und um Spenden gebeten. Mancher Prominente schmückt sich damit, Schirmherr eines Spendenaufrufes zu sein und hofft, damit noch mehr Sympathien zu ernten oder sich zumindest wieder in der Öffentlichkeit ins Gespräch gebracht zu haben.

Mitmenschlichkeit und Gutmenschentum werden in der Adventszeit gerne gezeigt und vorgeführt. Während es den Rest des Jahres, in immerhin 48 Wochen genügend Gelegenheiten gäbe, Gutes zu tun, wird besonders gerne vor dem Fest der Liebe gesammelt und gebettelt.

Nein, nicht gebettelt, eher ist es das Suggerieren eines schlechten Gewissens. Denn anscheinend geht es ja allen hier im Lande derartig gut, dass es die christliche Nächstenliebe gebietet, zu teilen. Abzugeben vom eigenen Überfluss, vom eigenen Glück. Ein Opfer für andere zu bringen, denen es danach vermeintlich besser geht. Was zu überprüfen wäre, denn irgendwie ist die Spendenarie eine Dauerbaustelle, ein Fass ohne Boden. Es ist nie genug.

Und der edle Spender, was ist seine Motivation? Tatsächlich die gute Tat? Das mag für manche Menschen, die von Herzen geben, zutreffen. Auch die gute Absicht, die damit verbunden ist, möchte ich generell nicht abstreiten. Aber ist es nicht zumindest manchmal ein sich freikaufen vom ausgeübten Bettelterror?

Immerhin funktioniert die Masche mit der Tränendrüse und dem schlechten Gewissen. Vielleicht ist es ja die Adventszeit per se, die die Herzen und die Geldbeutel öffnet? Irgendwie sind die Menschen großzügiger, freigiebiger, unkritischer und wie es scheint auf der Suche nach dem Guten. Und nicht zu vergessen dem guten Feeling, das mit dem Spenden einhergeht.

Unterjährig sind milde Gaben wohl eher bei Kirchgängen angesagt oder als steuermindernder Abzug zu finden. Zum Beispiel in der Fußgängerzone hält man sich mit ein paar Groschen – pardon Cents – die Bettler vom Leibe. Ein Penner mit Hund erweicht das Herz und er bekommt zumindest ein paar Cents in den Hut geworfen. Straßenmusiker, die glatt bei DSDS auftreten könnte, wirft man eine Münze hin. Wobei eher die musikalische Leistung und der Mut, sich öffentlich zur Schau zu stellen, beeindrucken. Mitleid ist eher kein Grund spendabel zu sein. Künstler auf der Bühne heischen nach Applaus des Publikums und wer gar stehende Ovationen erhält, dessen Vortrag war es wert.

Aber nicht nur monetäre Spenden erfreuen, man kann so viel mehr geben. Zuwendung und Trost, mit Blutspenden gibt man sich quasi selbst. Organe sollen wir gefälligst auch bereit sein zu spenden. Natürlich erst wenn der Spender sie nicht mehr selbst benötigt – insbesondere unverzichtbare Solitärorgane.

Eizellen und Samen werden gespendet, um egoistische Kinderwünsche von Personen zu erfüllen, die selbst nicht in der Lage sind, Nachwuchs zu zeugen. Ob die Natur sich dabei nicht etwas gedacht hat und der Mensch ihr mitunter ins Handwerk pfuscht? Gottlob ist nicht alles Machbare erlaubt. Nicht alles, was die Reproduktionsmedizin anbietet, ist ethisch und moralisch integer. Aber man vergesse nicht, in diesem Fall verdienen viele daran.

Spenden ist leicht, so lange es nicht weh tut, keinen Verzicht, keine Einschränkung für den Spender bedeutet. Ist ein Reicher, der Millionen Euro gibt, deswegen großzügiger oder gar ein besserer Mensch, als jemand, der sich einen kleinen Spendenbetrag vom Munde abspart? Was sagt die Großzügigkeit oder die Opferbereitschaft über den  Spender aus?

Und der Empfänger der Spende, dem ist es in einer Notlage vermutlich völlig egal, welche Motive zur Spende geführt haben. Ihm ist in dem Moment einfach geholfen, seine Not etwas gelindert.

In den USA hat Wohltätigkeit Tradition und zudem einen guten Ruf. Es ist eine selbstverständliche Aufgabe, die gerne und vor allem freiwillig wahrgenommen wird. Menschen organisieren Sammlungen und Nachbarschaftshilfe und sie sind stolz und voller Freude etwas Sinnvolles und Ehrenhaftes für ihre Mitmenschen zu tun.

Es wäre wünschenswert, nicht nur an Weihnachten und nicht nur für Großes zu spenden. Spenden sollte uneigennützig, freiwillig und ohne die Erwartung einer Gegenleistung erfolgen. Güte, Barmherzigkeit und die Bereitschaft für andere einzutreten, finden täglich ihren Platz. Es fängt im Kleinen an, mit einem Lächeln. Gehen wir einfach mit offenen Augen und Ohren durch die Welt und durchs Leben. Nehmen wir noch stärker Rücksicht auf andere, seien wir freundlicher, liebevoller und geduldiger. Nicht zuletzt auch mit uns selbst!